Samstag, 24. Mai 2008

Nachbarschaftsstreit: Fußabtreter für die Schweden

STOCKHOLM


Der schwedische Möbelkonzern Ikea erhitzt die Gemüter in Dänemark. Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Kjöller von der Universität Kopenhagen wirft dem Einrichtungskonzern „schwedischen Imperialismus“ vor und hat damit eine landesweite Debatte entfacht. Ikea gibt seinen rund 9500 Produkten traditionell Personen- oder Ortsnamen aus Schweden, Norwegen und Dänemark. Doch während die feinen Produktlinien wie Schreibtische und Ledersofas schwedische Namen tragen, müssen ausgerechnet dänische Ortsnamen wie Roskilde und Köge für so hässliche Dinge wie Fußabstreifer, billige Auslegware, und Flurläufer herhalten, moniert Kjöller.

Dänemark sei damit im übertragenen Sinne Fußabtreter des wirtschaftlich und bevölkerungsmäßig größeren Nachbarlands, das schon historisch stets mit Dänemark um den Titel der führenden skandinavischen Nation wetteiferte. So gehörte Norwegen einst zu Dänemark, bis die Schweden ihnen das Land einfach abluchsten. Auch das südschwedische Schonen war einst dänisch, und selbst heute noch fordern die dänischen Rechtspopulisten einen Anschluss dieser Region am Öresund an Dänemark.

Der dänische Wissenschaftler schlage nun zu Recht Alarm, finden viele seiner Landsleute. Keiner habe bislang die unverschämte Herabsetzung der dänischen Nation durch den schwedischsten aller Konzerne bemerkt. Aber bei einem solch durchorganisierten Riesenunternehmen wie Ikea müsse es Absicht sein, dass dänische Orte für Fußabtreter stehen. Schließlich ha-be der Konzern eigens Vollzeitmitarbeiter für die Namensgebung seiner Produkte angestellt, die alle neuen Produktnamen mehrmals nach Schwachstellen für den Verkauf und auf globale Verträglichkeit abklopfen. Da hätte natürlich auf das komplizierte Verhältnis zwischen Schweden und Dänen Rücksicht genommen werden müssen.

„Dass wir das absichtlich so gemacht haben ist Unfug“, sagte Ikea-Sprecherin Charlotte Lindgren. Die Mitarbeiterin, die irgendwann einmal dänische Namen Fußbodenbelägen zugeordnet hat, sei inzwischen schon längst im Ruhestand. „Die dänischen Kritiker scheinen die Bedeutung von Fußbodenbelägen sehr zu unterschätzen. Das sind doch grundlegende Einrichtungsbestandteile“, sagt Lindgren. „Wir machen dänische Ortsnamen weltweit mit unseren Produkten bekannt. Das ist doch positiv.“

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch für die gekränkten Dänen: Für die Zukunft schließe Ikea nicht völlig aus, auch mal eine andere, etwas weniger grundlegende Produktsparte mit dänischen Namen zu füllen, sagt Lindgren.

Einige Dänen sind trotz dieser Aussicht nun rachelüstern und verlangen, dass ihr in Schweden bekanntestes Exportunternehmen, der Bierbrauer Carlsberg, alkoholarme Biersorten mit schwedischen Namen ausstattet. Denn nichts hasst der Schwede so sehr wie Leichtbier. Zu oft musste er diese recht übelschmeckende Biersorte trinken, weil sie die einzige alkoholische Notlösung außerhalb der in Schweden – nicht aber in Dänemark – sehr begrenzten Öffnungszeiten der staatlichen Alkoholverkaufsstellen bildet. (Von André Anwar)

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